Optisch war er schon immer etwas anders. So auffällig das Design der US-Retro-Style-Kutsche ist, so anfällig ist eine Technik. Der Effekt: Der Cruiser ist zwar sehr günstig auf dem Gebrauchtwagenmarkt erhältlich, aber auch eine riskante Investition – zumindest für Käufer, die nicht sehr genau hinschauen.
Karosserie und Innenraum
Vorbild für den zwischen 2000 und 2009 in Deutschland angebotenen PT Cruiser sind die amerikanischen Autos der 30er-und 40er-Jahre, wie man sie hierzulande vor allem aus den Mafia-Filmen dieser Zeit kennt. Die betonten Kotflügel, der optisch davon abgesetzte Motorraum und das massige Steilheck hätten auch dem Fuhrpark Al Capones gut zu Gesicht gestanden. Neben der fünftürigen Limousine gab es auch ein Cabrio mit notorisch undichtem Dach und schlechter Sicht nach hinten. Der Innenraum ist bei beiden Versionen so lieblos gestaltet und lässig montiert wie bei amerikanischen Autos dieser Epoche üblich. Beim Platzangebot tut dem PT Cruiser die amerikanische Abstammung hingegen gut: Die Passagiere sitzen luftig und das Gepäckabteil ist geräumiger als in der Kompaktklasse sonst üblich.
Antrieb und Fahrwerk
Wer bei einem US-Auto an mächtige Sechszylinder denkt, wird vom PT Cruiser enttäuscht. Stattdessen gibt es auf Benzinerseite brummige Vierzylinder-Sauger, von denen der 1,6-Liter-Motor mit 85 kW/116 PS der gängigste ist. Mit dem 1,5 Tonnen schweren Fahrzeug ist das durchzugsschwache Triebwerk aber häufig überfordert. Auch der 2,0-Liter- (104 kW/141 PS) und der 2,4-Liter-Benziner (105 kW/143 PS) haben an dem übergewichtigen Ami gut zu schleppen, was sich auch in einem sehr hohen Praxisverbrauch niederschlägt. Noch durstiger, aber zumindest einigermaßen flott, ist der sehr seltene 2,4-Liter-Turbo mit 164 kW/223 PS. Ansonsten sollte, wer einen kräftigen Motor braucht, lieber einen der Diesel wählen. Die 2,2-Liter-Triebwerke (89 kW/121 PS und 110 kW/150 PS) stammen von der damaligen Konzernschwester Mercedes, geben sich im schlecht gedämmten Chrysler aber sehr brummig und sind ebenfalls keine Spritverächter.
Ausstattung und Sicherheit
Bei der Sicherheit kann der Chrysler ebenfalls nicht punkten. Kopfairbags und ESP gab es nicht zum Start und auch nicht zur Modellpflege 2006. Exotischere Assistenzsysteme waren schon gar nicht vorgesehen. Beim Crashtest reichte es 2002 lediglich für drei Sterne. Die Ausstattung insgesamt geht hingegen in Ordnung. Immer an Bord sind unter anderem Klimaanlage, CD-Radio und Nebelscheinwerfer. Und auch in dieser Klasse eher ungewöhnliche Serienausstattungen wie eine elektrische Fahrersitzverstellung oder ein Lederlenkrad sollten Kunden locken.
Qualität
Dieses Kapitel kann man kurz und schmerzlos halten: Der PT Cruiser schneidet bei der TÜV-Prüfung in fast jeder Kategorie schlechter ab als der Schnitt – und zwar deutlich. Einzig die Rostvorsorge und die Auspuffanlage sind zumindest von akzeptabler Qualität. Wer sich durch die typische Mängelliste nicht von einem Kauf abhalten lassen will, sollte zumindest eine ausgiebige Probefahrt machen, auf ungewöhnliche Geräusche aus Richtung der Achsen achten und das Schaltgetriebe beziehungsweise die Automatik mindestens einmal durch alle Gänge jagen. Auch ein Blick auf den Stellplatzboden lohnt sich, lecken doch Motor und Getriebe häufig. Kaum auf Anhieb zu entdecken hingegen sind die nervigen und schwer zu behebenden Probleme mit Elektronik und Elektrik.
Fazit
Selbst wer den Retro-Stil des Chrysler mag, sollte sich sein Wunsch-Gebrauchtwagen genau anschauen. Am besten mit einem Experten. Andererseits: Das finanzielle Risiko ist überschaubar. Gerade weil der Ami einen schlechten Ruf hat, sind die Preise im Keller und starten bei rund 1.500 Euro.
Quelle: dmd