Jeder Mensch, der sich im Internet aufhält, hat bereits davon gehört: Cyberangriffe, Malware, Spionageprogramme, versteckte Downloads auf vermeintlich seriösen Internetseiten. Wer die Augen aufhält, wird von allen Seiten über die Untiefen der Internetnutzung gewarnt.
Gerade zu den Anfängen der Internetnutzung haben viele Nutzer daher Antivirensoftware angeschafft, um dem vermeintlichen Ansturm auf ihren heimischen PC etwas entgegenzusetzen. Doch ist das auch 2020 noch aktuell?
Welche “Viren” haben Rechner heute?
Zunächst muss man wohl den Begriff der Viren für Computer näher erklären. Denn dieser fasst grob zusammen, was eigentlich eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen Cyberattacken wie zum Beispiel Viren, Würmern, Trojanern, Keyloggern, Rootkits oder Adware, um nur einige zu nennen, umfasst. All diese Angriffe haben außerdem unterschiedliche Ziele. Manche spähen Informationen wie Passwörter und Benutzernamen aus, andere verfolgen alle Bewegungen des Nutzers mit, wieder andere wollen gezielt Programme beschädigen oder manipulieren.
Diese Angriffe gibt es auch 2020 noch immer. Allerdings nur da, wo es sich für Kriminelle auch lohnen kann. So sind Schnittstellen wie das Herausgeben von Kontodaten immer im Visier von kriminellen Banden. Um die Bedrohungen durch Cyberkriminalität für den heimischen PC einschätzen zu können, sollte man sich immer klar machen, wo theoretisch die sensibelsten Daten nach außen gelangen könnten. Diese Stellen haben sich über die Jahre verändert.
Viren, die sich selbst verbreitende Computerprogramme sind, bilden unter den Attacken im Vergleich zu früher nur einen geringen Anteil. Das liegt vor allem daran, dass moderne Betriebssysteme gerade dagegen viele Sicherheitslücken geschlossen haben. Dafür sind jedoch Trackingprogramme und andere Spionagesoftware hinzugekommen. Wer das Kaninchenloch der Informationen rund um Cyberangriffe von Hackern hinabsteigt, der wird erschreckt sein, was alles möglich ist. Doch gibt es Gefahren für Otto Normalverbraucher auch bei der alltäglichen Nutzung von Internetseiten?
Internetseiten: Welche Gefahren lauern?
Schadsoftware gelangt in Zeiten der Digitalisierung in den meisten Fällen dort auf den Rechner, wo Sicherheitslücken bestehen, zum Beispiel in der Ausführung von Javascript bei Flash, wenn man aktiv externe Dateien herunterlädt oder Zustimmungen für Berechtigungen ausgibt. Nehmen wir also an, Sie haben Freispiele für eine Casinoseite gewonnen und möchten diese einlösen. Sie werden auf eine für Sie unbekannte Seite weitergeleitet. Normalerweise ist Ihr Betriebssystem im Stande, zu erkennen, wenn die Internetseite Daten von Ihnen anfordert oder Software installieren möchte. Diese wird dann sofort geblockt.
Im Hintergrund dieser und jeder anderen Seite kann jedoch einiges passieren, was Sie nicht unbedingt im Blick haben und das auch das Betriebssystem nicht sofort erkennt. So wäre es theoretisch möglich, Schadsoftware über Javascript auf Ihren Rechner hochzuladen, von der Sie nichts mitbekommen. Ein gutes Antivirenprogramm könnte Sie auf solche Programme aufmerksam machen. Viel wirksamer ist hingegen, proaktiv gegen solche Sicherheitslücken bei der Internetnutzung einzugehen.
Im Fall von Javascript können Sie zum Beispiel im Browser einstellen, zu fragen, wenn eine Berechtigung zur Ausführung von Javascript nötig wird. Gleiches gilt für die Nutzung von Flash. Außerdem sollten Sie prinzipiell nichts herunterladen, was Sie nicht zu 100% kennen. Auch Berechtigungen für Zugriffe auf Kontaktdaten oder die Kamera, wie es häufig von Apps für mobile Endgeräte gefordert wird, sollten Sie immer infrage stellen.
Das Datenschutzproblem
Ein immer wieder in die öffentliche Diskussion einkehrendes Problem ist der Datenschutz. Das Sammeln von Daten und deren Weitergabe wird oftmals nicht zu den Cyberattacken gezählt. Obwohl diese für Kriminelle genauso attraktiv sein können. Wer eine Internetseite aus der Europäischen Union besucht, wird seit Neuestem gefragt, ob zum Beispiel Cookies erlaubt werden sollen oder nicht. Cookies gelten als sicher und nicht als Malware. Sie stehen jedoch in der Kritik, da sie ermöglichen, dass Benutzerdaten gesammelt werden.
Gefahren lauern hierbei darin, dass diese Daten an Dritte weitergegeben werden können. Eine Antivirensoftware kann in diesem Fall leider gar nicht helfen.
Wer sich also zusätzlich zu den Verteidigungsmechanismen von Apple und Windows vor Cyberattacken schützen will, für den ist Antivirensoftware durchaus eine Option. Für eine sichere Nutzung des Internets reicht diese Software allein jedoch nicht aus.
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