Welcher gesellschaftliche Bereich wird heute nicht von Digitalisierungsprozessen tangiert? Die – einerseits gerühmte, andererseits verfluchte – »Digitalisierung« erstreckt sich heutzutage von Politik und Wirtschaft über Wissenschaft und Bildung bis hin zu den intimsten Winkeln des Privaten: die Liebe.
Entsprechend verwundert es auch kein Stück, dass der Bereich, um den es in diesem Artikel gehen soll, nicht davon ausgenommen ist: Das Fuhrpark- bzw. Flottenmanagement. Wie verändert Digitalisierung diesen Tätigkeitsbereich? Welche Chancen und vielleicht Risiken birgt sie?
Zur Sache: Was macht das Flottenmanagement aus?
Das Flottenmanagement hat zunächst ganz allgemein die Aufgabe, den Fuhrpark eines Unternehmens zu organisieren. Dies gilt freilich nur für den Fall, dass es sich um ein Unternehmen handelt, welches über eine eigene Fahrzeugflotte verfügt. Das können beispielsweise sein: Taxi- oder andere Transportunternehmen, größere Firmen, die ihren Mitarbeitern Firmenwagen zur Verfügung stellen, Leasingunternehmen und Autovermietungen oder etwa Baufirmen, die eine ganze Armada an verschiedensten Fahrzeugen zu managen haben.Doch auch dann, wenn ein Unternehmen über keinen eigenen Fahrzeugbestand verfügt, kann ein Hauseigenes »Fuhrparkmanagement« erforderlich sein. Es handelt sich allerdings dann genau genommen eher um eine Art »Mobilitätsmanagement«, das für die Mobilitätsbedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Sorge zu tragen hat.
Ein Fuhrparkmanager muss folglich eine Vielzahl an Aufgaben und Handlungsproblemen bewältigen. Er ist nicht nur für die Planung und Koordination einer Flotte verantwortlich, sondern auch für den Ein- und Verkauf von Fahrzeugen, ihre technische Instandhaltung (TÜV etc.), die Abwicklung von Unfallschäden, die Führerscheinkontrolle, Versicherungs- und Rechtsfragen (etwa im Bereich Datenschutz) oder die Organisation und Durchführung von Weiterbildungsmaßnahmen.
Eine staatlich anerkannte Ausbildung zum Fuhrparkmanager gibt es hierzulande nicht. Stattdessen können im Rahmen einschlägiger Kurse (z.B. beim TÜV) entsprechende Zertifikate erworben werden. Grundsätzlich kann man sagen, dass der Beruf des Fuhrpark- bzw. Flottenmanagers Kenntnisse in den Bereichen Betriebswirtschaft, Fahrzeugtechnik, Psychologie (respektive die sogenannten »soft skills«) sowie Recht einschließt und erforderlich macht.
Die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Fuhrparkmanagement
Die Möglichkeit, ein Telematiksystem zur Organisation und Koordination einer Fahrzeugflotte nutzen zu können, hat in den letzten Jahren sicherlich die größte Auswirkung auf den Beruf des Fuhrparkmanagers gehabt. Nicht nur entstand damit die Herausforderung, sich in entsprechende Softwaresysteme einarbeiten zu müssen; vielmehr kamen auch rechtliche und versicherungstechnische Probleme mit auf den Plan. Nun musste man sich darüber Gedanken machen, inwieweit und ob überhaupt eine Überwachung von Fahrerinnen und Fahrern erlaubt ist bzw. wie man sie vertraglich regeln kann.
Heute wird dies in der Regel über sogenannte Betriebsvereinbarungen abgewickelt. Hinzu kommt, dass ein Fuhrparkmanager nunmehr auch zu einer Art Verkehrsanalysten avanciert ist: Er muss die Fahrzeugflotte nicht nur so organisieren, dass sie ihren funktionalen Zweck erfüllt (etwa Transport von Gütern), sondern auch stetig darauf achten, deren Effizienz zu erhöhen.
Und dies setzt eben eine permanente Analyse verschiedenster Parameter voraus. Fuhrparkmanagement-Softwaresysteme bieten dazu eine Vielzahl an Möglichkeiten: So erfassen sie beispielsweise nicht bloß Ortungsdaten, sondern ebenfalls technische Parameter eines Fahrzeugs wie Spritverbrauch, Brems- und Beschleunigungsdaten oder die Motordrehzahl. Damit lassen sich diverse Analysen durchführen und fundierte Rückschlüsse für eine effizientere Organisation einer Fahrzeugflotte ziehen. Schließlich ermöglicht eine Telematiksoftware etwa auch eine elektronische (gesetzlich vor-geschriebene) Führerscheinkontrolle, die der Fuhrparkmanager somit nicht mehr manuell durchführen muss.
Die Digitalisierung im Fuhrparkmanagement hat aber auch zur Folge, dass sich Mobilitätsan-forderungen und -möglichkeiten schlichtweg wandeln. Hat man früher beispielsweise einen Transportweg nur mit einem Fahrzeug geplant, so können heute verschiedene Transportmittel, gleichsam patchworkartig, kombiniert werden: Erst Bahn, dann Flugzeug, dann Miet- oder Leasingfahrzeug. Bestimmte Softwaretools bzw. das Internet im Allgemeinen machen dies möglich, was im Endeffekt dazu führt, dass ein Unternehmen, wie schon angemerkt, heute nicht unbedingt über eine eigene, »klassische« Fahrzeugflotten verfügen muss.
Die Risiken der Digitalisierung bestehen vor allem hinsichtlich datenschutzrechtlicher Fragen einerseits sowie in Bezug auf Fragen nach den Anforderungen an den Beruf des Fuhrparkmanagers und entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten andererseits. Man darf also gespannt sein, wohin die Reise künftig noch gehen wird.
Quelle: fz Bildquelle: Andreas Hermsdorf - Pixelio.de